Erfahrungsbericht Corsa-e nach Österreich

  • Die grundsätzliche Frage aller E-auto Fahrer ist, 'Wie praxistauglich wird mein Fahrzeug in den kommenden Jahren sein', soll in diesem Artikel umfassend aus meiner persönlichen Sicht beantwortet werden.


    Nicht die täglichen Fahrten von zu Hause zur Arbeit, mit dem Abstecher zum Diskounter sind die Strecken die uns zweifeln lassen sondern, wie fahre ich nach Bayern, Österreich oder in andere Länder mit einen E-auto.


    Natürlich ist es mir nicht möglich das Ladenetz in Frankreich oder Portugal zu beurteilen wenn ich mich zur Zeit in Österreich befinde. Ich beschreibe dies aus meinem Urlaubsort in Südkärnten(Österreich). Um die Erfahrung bereichert, es geht. Nein es geht viel besser als gedacht!


    Ich gebe zu, die letzten Tage vor der Urlaubsfahrt stieg meine innere Unruhe etwas extrem an. 42 Jahre lang, nach dem Erwerb meines Führerscheins mit achtzehn, war ich gewohnt den Zeiger für die Tanknadel lässig im Blick zu halten und im extremsten Fall schon im roten Bereich zeigend, mich um die nächste Tankstelle zu kümmern. Reservekanister sei Dank bin ich die Strecke in meinen Lieblingsort bestenfalls mit einem Tankstop gefahren. 1050 km... ? Golf 2 Diesel.


    Das dies nicht klappen würde war ja schon klar. Doch wie viele Ladestops würde ich wirklich benötigen. 5 waren geplant. 6 sind es geworden.


    Dabei begann alles so planvoll. Route&Charge, meine Lieblingsapp (sehr zu empfehlen) kalkulierte sehr genau wie ich von Kempen nach Sankt Kanzian kommen würde. Dies war alles schon einen Monat vor der Abreise durchkalkuliert. 250km sollten mit einer Ladung zu schaffen sein, bestenfalls.... So dachte ich.


    Dann kam der Regen.... Der in Teilen die A61 wegspülte. Also schon mal nicht die geradlinigste Strecke. Und der Umweg war enorm. Nicht die Strecke.... Sondern Ferienanfang und die Tatsache das sich an einem Autobahnkreuz halb Deutschland treffen kann. Megastau....


    Ach ja Corsa mit dem kleinen e.

    Wie e-rregend oder elegant..e-lektrisierend.

    Stau fahren mit diesem Auto ist einfach geil. Meine Frau und ich wir waren mega entspannt.


    Lehre 1)

    Das Staufahren schön ist weis jeder e-Fahrer. Viel wichtiger ist aber das Staustehen keine Energie kostet. Ich greife hier schon vorweg, wir sollten dies noch zur genüge in dieser Fahrt testen können. Während Benziner und Diesel fleißig im Stand bei Wirkungsgrad 0 Treibstoff verbrennen, stellt unser Corsa weitestgehend den Strom ab.


    Nach knapp zwei Stunden Fahrt wurde die Südroute, hinterhalb Köln, am Kreuz Meckenheim erreicht. Nach 223 Km noch einen Stück vom weißen Balken. Doch mein Vertrauen in die Reichweite des Corsa war zu diesem Zeitpunkt noch nicht groß.


    Raststätte Pfalzfeld der erste Ladestop. Ein wenig ruhen, Kaffee, Zigarette.. 46 Minuten später, 31 Kw mehr im Akku ging es weiter.


    Problemloses laden....

    Lehre 2)

    Wenn die Planung stimmt ist Laden auf Urlaubsfahrten ohne Probleme möglich.


    Lehre 3)

    Der Akku des Corsa hält ordentlich länger... Nur wie lang?


    Da wir sehr Konservativ gefahren sind, hatten wir eine entsprechende Reichweite.

    Ausgehend von 100Prozent Ladung und mit einem Verbrauch von 14,9 kw/h war eine neue Strecken Planung möglich. Ein wenig mehr sollte gehen..... ein irrsinniger Fehler(von seinen eigenen Vorgaben abzuweichen).


    Während der Ladepause hatte ich die Reichweite und Parametrierung geändert. Gerechnet wurde nun mit einer Reichweite von 250 km. Welches eine andere Streckenführung des Programms auslöste. Nun führte uns das Programm.... Wie auch Google Maps auf dem Navi- Bildschirm in Richtung Raststätte Pforzheim ost. Hätte ich auf Route&Charge geachtet, welches parallel auf meinem Handy lief, ich hätte gemerkt das an dieser Raststätte in meiner Fahrtrichtung keine Ladesäule existiert.


    Ein faux pax der mir nie wieder passiert!

    Zu meinem Glück hab ich es geschafft diese Raststätte zu übersehen und bin perfekt daran vorbei gefahren.. Das einzige was ich zu diesem Zeitpunkt im Auge hatte war der nur fragmentarisch vorhandene letzte weiße Balken...

    Ich spürte ein leichte Feuchtigkeit auf meiner Stirn. Die nächste Lade(Vergleich zu Tanke) sollte in ca 35 km kommen, besagte das Schild am Rande der Autobahn und der Blick durch die Frontscheibe war von einem irrsinnigem Berg begrenzt.

    Nun machen wir es kurz.... Der Rote Bereich ist auch noch einmal in 5 Balken unterteilt und zu Beginn eines jeden Balken popt die Batteriewarnung im Display auf.. Nun ich sah sie 5 mal...

    Beiliegende Foto zeigt den Rest des Akkustand an.


    Lehre 4)

    Pro Balken der Akkufüllstandsanzeige rechne ich in Zukunft mit ca 40 km(bei einer Maximalgeschwindigkeit von 110km/h)


    1,5 Std. Zwangspause mit ein bißchen Schlaf bis zum 100 Prozent Akkustand.


    Der weitere Verlauf ist unspannend. Alle Kalkulationen die Route&Charge vorraus berechnet hatte sind präzise eingetroffen. Und somit war das Fahren entspannt und absolut unanstrengend. Durchrollen... Und dann kam München.... Ich mach es kurz. Von München bis zur Grenze zwei Stunden. Nach der Grenze gut drei Stunden Staupartie. Zwischen Grenze Walserberg bis Mautstation Tauernautobahn.... ein Graus. Rastation Eisentratten wurde die ADAC E-Charge Karte nicht akzeptiert.... Aber wir brauchten ja sowiso nur bergab bis Villach und der Corsa konnte sich ein wenig aufladen.


    Um diesen Artikel nicht zu sehr in eine Reisebeschreibung zu verwandeln fasse ich nun meine Eindrücke zusammen.

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    Eine Urlaubsfahrt von 1060 Km ist problemlos möglich.

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    Eine akribisch Planung ist notwendig, wenn Sie auch auf der Strecke überprüft und der Realität angepasst werden muss.

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    Für mich waren die Pausen eine echte Bereicherung und dienten der entzerrung des Fahrstresses

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    Die Nachteile der Zwangspause werden durch den Komfortgewinn locker wett gemacht.

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    Die Kosten für diese Strecke beliefen sich auf etwa 75 Euro für diese Fahrt unter der Voraussetzung Adac E-Charge bei 45cent pro Kw/h am DC-Lader. Was ich super günstig finde.

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    Es gibt Länder die mehr Ladesäulen haben und an denen könnte sich Deutschland ein Beispiel nehmen.

    In Österreich scheint gefühlt hinter jeder Milchkanne eine Ladesäule zu sein. Alle neuen Discounter scheinen Ladesäulen zu haben. Und selbst kleine Ortschaften (St. Paul im Lavant Tal 3300Ew 2Stück / Völkermarkt 11300Ew 10Stück) haben Ladesäulen. Klagenfurt bringt es auf mehr als 146 Ladesäulen 287000Ew ! Wohl gesagt... Alles ohne Tesla Ladesäulen .

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    Dann gibt es noch einen ganz persönlichen Eindruck... Dieser ist nicht übertragbar, denke ich. Bergfahren elektrisch, also ich meine alles über 10 Prozent steigung ist einfach nur zum niederknien geil. Nein supergeil... Ach dafür gibt's gar kein Wort. (23 Prozent steigung, anhalten.... Normalmodus... Gaspedal durchtreten.... Wer da kein Grinsen auf dem Gesicht bekommt dem ist nicht zu helfen. Ach so.... Anmerkung für eventuelle Nachahmer.... bitte unbedingt auf das unerwartet plötzliche Auftauchen von Kurven vorbereiten.


    Das wars von mir.... Und ich hoffe das dieser Kurzbericht den einen oder anderen motiviert dieses Abenteuer (welches keines ist) elektrisch in den Süden zu fahren zu versuchen.... Ich finde es lohnt... Und schont die Umwelt.

    lg.



    Ach so, noch etwas, mit einem kräftigen Augenzwinkern. Österreichischer Strom ist viel besser als der aus Deutschland. Bitte beachtet die Restreichweite.... Da sieht man was guter Strom aus macht.

  • Vielen Dank für den ausführlichen Bericht!

    Woher kenn ich das...die Batteriewarnung kommt schon zum wiederholten Male...Restreichweite zeigt "---" an und die rettende E-Tankstelle ist noch 2 km entfernt...=O...das macht man nur einmal und schwört, immer schön brav vollzuladen, wenn sich die Gelegenheit bietet...:)

  • Auch wenn der Bericht ein positives Fazit zieht, klingt es doch ein wenig nach Martyrium.

    Bestätigt mich in der Ansicht, dass es (noch) nichts für mich ist.

    Längere Pausen würden bei mir den Stresslevel erhöhen und nicht zur Entspannung führen. Zumindest bei Fahrstrecken, die man leicht an einem Tag absolvieren kann. Ich würde da mit den Füßen scharren, bis es endlich weitergeht und erst beim Fahren wieder entspannen.

    Alle 200km hätte ich Schweißperlen auf der Stirn...

    Blöd halt, dass die vernünftigen kleinen Stromer reichweitenmäßig schlechter dastehen als die fetten Leistungsmonster-aus Verbrennbersicht paradox.

  • Super toller Bericht! Hätte von mir kommen können. Planung brauchst Du nicht nur mit dem eAuto, sondern auch wenn Du mit einem Corsa B Diesel Youngtimer um die Ostsee fährst (4820km). Aber dass ist es was Spaß macht. Da fängt der Urlaub im Auto an…

    Liebe Grüße

    Rolf


    Mein Corsa D (A12XEL) darf wieder auf die Straße. Leider gibt es nur noch zwei kleine Corsa B von denen einer schon Im Winterschlaf ist.

    Und jetzt hat sich noch ein Corsa F-e hinzu gesellt, da sind es jetzt Viere.
    Es gibt nix, was in einem Corsa nicht transportiert werden kann. Für alles Andere gibt es einen Klaufix oder Huckepackfix ... 8)

  • Gerne, bin schon gespannt

    Liebe Grüße

    Rolf


    Mein Corsa D (A12XEL) darf wieder auf die Straße. Leider gibt es nur noch zwei kleine Corsa B von denen einer schon Im Winterschlaf ist.

    Und jetzt hat sich noch ein Corsa F-e hinzu gesellt, da sind es jetzt Viere.
    Es gibt nix, was in einem Corsa nicht transportiert werden kann. Für alles Andere gibt es einen Klaufix oder Huckepackfix ... 8)

  • Auch wenn der Bericht ein positives Fazit zieht, klingt es doch ein wenig nach Martyrium.

    Bestätigt mich in der Ansicht, dass es (noch) nichts für mich ist.

    Längere Pausen würden bei mir den Stresslevel erhöhen und nicht zur Entspannung führen. Zumindest bei Fahrstrecken, die man leicht an einem Tag absolvieren kann. Ich würde da mit den Füßen scharren, bis es endlich weitergeht und erst beim Fahren wieder entspannen.

    Alle 200km hätte ich Schweißperlen auf der Stirn...

    Blöd halt, dass die vernünftigen kleinen Stromer reichweitenmäßig schlechter dastehen als die fetten Leistungsmonster-aus Verbrennbersicht paradox.

    Genau das ist auch meine Meinung. In den Urlaub fahren und dann ständig diese langen Pausen würden bei mir den Urlaub eher mehr in Richtung "Stress" bewegen. Wenn ich jetzt meine Fahrt zum Beispiel nach Kroatien rechne, auf deren Weg ich einmal zum Tanken fahre und einmal eine "längere Pause" von 20 Minuten mache, komme ich auf genau 25 Minuten und muss auch nicht jeden "Mist" im Blick behalten. Ich fahr einfach an eine Tanke, volltanken und weiter gehts. Solange die mit Akkus auch auf solchen Fahrten (viel Autobahn ohne das ich ständig auf den Tacho schauen muss) keine Reichweite von mindestens 500 km oder mehr hinbekommen, sind E-Autos für mich einfach komplett uninteressant. Ganz abgesehen von den langen Zeiten, die ich fürs Laden verplempere. Ist jetzt aber auch mein ganz persönlicher Eindruck.


    EDIT:

    Habe noch vergessen, das natürlich der Preis dazu nicht exorbitant hoch sein darf. Förderung hin oder her, die kann man sich doch eigentlich auch schenken, wenn man die Preise für die Autos einfach gleich entsprechend runterfährt und man den Herstellern einfach für die verkauften Autos die Kohle gibt. Finde das muss dann Aufgabe von Regierung und Hersteller sein und das ganze nicht auf den Kunden abwälzen.

    :love:
    Paul: Corsa F GS Line in diamantschwarz metallic, 130 PS, Start/Stop, 17" BiColor, Park&Go, Keyless Open&Start, IntelliLux Matrix-LED, Sicht-Paket, Klimaautomatik, Winter-Paket

    Einmal editiert, zuletzt von JohnLamox ()